Projektgruppe des THG widmet sich im Kulturcafé dem „Brennpunkt Nahost“
„Bei jedem Konflikt ist Emotion im Spiel.“ So eröffnete Norbert Locher, Verbindungslehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium den Abend zum Thema „Brennpunkt Nahost“. Eine Projektgruppe unter seiner Regie hatte untersucht, wie es zu der prekären Situation im Nahen Osten kommen konnte. Mit einer Präsentation zeigten die Schüler eindrucksvoll, was passiert, wenn Irrationalität überhand nimmt.
Während der Projektwoche zum Ende des Schuljahrs 2007/2008 hatten sich Schüler am THG mit dem Nahen Osten beschäftigt. Vom Thema angetan und neugierig, ob der tieferen Hintergründe, entwickelte sich daraus eine Projektgruppe aus vier Schülern, die zu den Ursachen für den seit Generationen offen ausgetragenen Nahost-Konflikt recherchierte. Viele Stunden verbrachte das Team mit der Aufbereitung der Ergebnisse. Im THG-Kulturcafé präsentierten Manolya Yeniocak, Ibrahim Basaran, Stefan Strobel und Gabriel Garreis nun ihre Nachforschungen.
Schnell hätten sie erkannt, dass die Vorgeschichte des Konflikts bis ins ausklingende 19. Jahrhundert zurückreiche – in die Zeit des Zionismus, der jüdischen Nationalbewegung, die sich in Folge des Antisemitismus in Europa gründete und politisch organisierte. Deren Ziel: ein eigener Staat für das jüdische Volk.
Die erste Einwanderungswelle der Juden nach Palästina habe ihren Lauf genommen, berichteten die Schüler weiter. Nach anfänglich friedlicher Koexistenz zwischen Juden und Arabern sei durch die nach dem britischen Außenminister Arthur James Balfour – Großbritannien war damals Weltmacht – benannte Balfour-Deklaration jedoch Konfliktpotenzial geschürt worden. Hier liege eine der Hauptursachen für die bis heute reichende Auseinandersetzung, formulierte die Projektgruppe.
Balfours Deklaration habe unvereinbare Versprechen parallel umzusetzen versucht, erklärten sie. Anstatt den schwelenden Konflikt zu lösen, habe Balfour diesen weiter angefeuert. Mit Bildern und Einspielern aus Dokumentationen sowie Kurzinterviews untermalten die Schüler den weiteren Verlauf der Nahost-Geschichte bis heute.
Eindrucksvoll zeigten sie den zahlreichen Besuchern die Veränderungsprozesse der Region auf, verdeutlichten die jeweils unterschiedlichen Interessen.
In kurzen Porträts stellten sie die verschiedenen heute noch beteiligten Gruppierungen des Nahen Ostens vor: die Palästinenser mit der liberalen Fatah und der radikal-islamischen Hamas; die Ultra-Orthodoxen; das versöhnungsbereite, aufgeklärte Bürgertum; die Palästinenser mit israelischer Staatsangehörigkeit; und die radikalen Siedler, mit denen jeglicher rationaler Dialog unmöglich sei, da sie auf Grund ihrer religiösen Einstellung einen Staate Israel gänzlich ablehnten. „Das geht einfach nicht zusammen“, resümmierte Norbert Locher.
Passend zum Thema stellte Leonie Franke das Buch „Leihst du mir deinen Blick?“ von Valérie Zenatti vor. Eine abschließende Diskussionsrunde zwischen Besuchern und Projektteam beschäftigte sich noch einmal mit den politischen und religiösen Ursachen des Konflikts.
- Veröffentlichung:
26.11.2008 - Medium:
Lokales, “Schwäbische Post” - Copyright
by Heiko Buczinski
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