Wird das der neue Sommer-Hit?

„Rocking Son“ präsentierten ihre Sommer-Single „Yippieh Hooray“ in Aalen

Als „Weltpremiere“ war die Veranstaltung angekündigt. Beachtlich war der Ansturm an der Stadtkirche: Mehrere Hundert Neugierige sammelten sich vor der „Brezga Blase“, um den Auftritt von „Rocking Son“ zu sehen. Eines ist dabei sicher: Ihr neuer Titel „Yippieh Hooray“ ist ein Ohrwurm.

„Yippieh Hooray“ – das geht ins Blut. In der Brezga-Blase jedenfalls weckte die eingängige Melodie das Sommerfeeling bei den Besuchern.

„Yippieh Hooray“ – das geht ins Blut. In der Brezga-Blase jedenfalls weckte die eingängige Melodie das Sommerfeeling bei den Besuchern.

Was bringt eine europaweit aktive Band dazu, ihre neue Sommer-Single in Aalen vorzustellen? Ganz einfach: Sie hat ihre Wurzeln auf der Ostalb. Mit Ebru Kaya und Stefan Track gehören gleich zwei Aalener zu der Formation. Außerdem Teil der Band: Natalie Horoba. Bekannt wurden „Rocking Son“ durch ihre Version des Dschingis-Khan-Klassikers „Moskau“. Manager René Marichal-Navarro (der auch den Text zur neuen Sommer-Single verfasste): „Vor zwei Jahren fing hier in Aalen alles an“. „Die Luft vibriert, der Puls steigt“, kündigt eine tiefe Stimme aus dem Off den Auftritt der drei Sänger und Tänzer an. Mit „Yippieh Hooray“ hoffen die Musiker den diesjährigen Sommer-Hit zu landen. Sogar eine einfache, nachtanzbare Choreografie haben sie dafür ausgearbeitet – „Macarena“ und „The Ketchup Song“ lassen grüßen. Nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit Grand-Prix-Veteran Ralph Siegel durften dieses Mal zwei schwedische Produzenten ran. Die ebenfalls grand-prix-erfahrenen Claes Andreasson und Johan Sahlen liefern den Sound, der ins Blut geht.
„Yippieh Hooray“ ist ein klassischer Ohrwurm, der zum Mitsingen und Mittanzen animiert. Ein nicht zu anspruchsvoller Text, eine eingängige Melodie, einfache Bewegungen – ein Rezept, das aufgehen könnte. Auch Kulturbürgermeister Wolf-Dietrich Fehrenbacher beobachtet die Weltpremiere in der „Brezga Blase“. Als nächstes soll ein Video gedreht werden – auch wieder in Aalen, wie Manager Marichal-Navarro informiert. „Wir werden dazu noch einen Casting-Aufruf starten.“ Die Single selbst werde nun europaweit an Club-DJs verteilt. Und im September stehe eine weitere CD-Vorstellung an. Marichal-Navarro: „Es wird noch einmal was anderes sein, aber auf jeden Fall auch Spaß machen“.

  • Veröffentlichung:
    16.06.2009
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    Lokales, “Schwäbische Post”
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    by Heiko Buczinski

Große Sause in Aalens „Wohnzimmern“

Das 9. Aalener Kneipenfestival lockt mit klasse Bands das Partyvolk wieder in Scharen in die Innenstadt

Die Tür zur Havannabar geht auf. „I need a miracle“ hallt es laut durch die Helferstraße. DJ Daniel D’Amour steht hinter den Plattentellern. „So lernt man die ganzen Bars endlich mal kennen“, freut sich die junge Frau, die gerade das Lokal verlässt. Ihre Begleiter nicken zustimmend. „Wohin gehen wir jetzt?“, fragt einer. „Im Frapé gibt’s Funk“, sagt sie. Schnell sind sich die Partygänger einig: „Auf geht’s zur nächsten Runde!“.

Vor dem Infobus auf dem Marktplatz hat sich eine kleine Schlange gebildet. Einlassbändchen für die Kneipen werden verkauft, Programmhefte verteilt. Am Eingang zum „Podium“ wird kontrolliert. „Habt ihr schon einen Bändel?“. Brav zeigen alle ihre Handgelenke. Im gestreiften T-Shirt und mit einem schwarzen Hut auf dem Kopf setzt Saxofonist Josch von „The Beach Bums“ zum Solo an. Ska und Reggae mit deutschen Texten. Dazu ein bisschen Polka.
Ein paar Meter weiter im „Samocca“ geht es ruhig zu. „Blue Print“ sorgen hier für chillige Stimmung. Der Sekundenzeiger der Schattenuhr an der Wand bewegt sich langsam im Takt zum Bluesrock. Nebenan im „Enchilada“ wird derweil gefeiert. Ein angehender Ehemann auf Junggesellenabschied wird auf seinem gelben T-Shirt als „Held des Tages“ betitelt. Seine Männerrunde hat ihn damit beauftragt, die Band dazu zu bringen, einen Schlager für ihn zu spielen. Die zeigt sich spontan und stimmt für den Bräutigam – sehr zur Freude des mitsingenden Publikums – Olaf Hennings „Komm hol das Lasso raus“ an. Langsam wird es voll im „Enchilada“. Das ist es kurz vor 22 Uhr auch im „Irish Pub O’Brian“. Coverrock steht hier auf dem Programm. Pinks „Who knew“ schmettert durch den Raum. Rauchschwaden wabern hoch zur Galerie. Eine Gruppe Abiturientinnen feiert Prüfungshalbzeit. „Da lernt es sich morgen viel leichter“, sagen sie und lachen. Kurz vor halb elf ist es auch in der Helferstraße brechend voll. Im „Quattro“ stauen sich die Besucher bereits auf dem Gang im Obergeschoss. Die nehmen es mit Humor. „Ist das ein Wohnzimmer da hinten?“, fragt einer und schmunzelt. Die beiden Gitarristen von „Acoustasonix“ sind zumindest zu hören.
Nicht weniger voll ist es im „Hobel“. „Jetzt geht nichts mehr, hier ist Schluss“, heißt es bald auf der Treppe nach oben, wo die „Nikola Band“ alternativen Pop-rock kredenzt. Wie lebendige Schaufensterpuppen sehen die Musiker von „e-werk“ im Reichsstädter Café aus. Das Quartett begeistert mit feinem Bar Jazz. „Hallo Timo!“, begrüßt Saxofonist Norbert Botschek den eintretenden Timo Schaal. Gegenüber im „Rambazamba“ herrscht Platznot. Während „P-Lounge“-Sängerin Bridget Jaqueline Huguet den Besuchern kräftig einheizt, bahn sich Martin Dannenmann mit einer Getränkekiste vor dem Bauch den Weg zur Theke. Ein gemütliches Intermezzo bietet sich bei Frau Prof. Dr. Dr. S. K. Hentze und „Spielführer“ Stefan Frank im „Venezia“. Minimalistisch in der Ausstattung beweist Hentze musikalisches Geschick und verausgabt sich auf gewohnt ironische Art an Klarinette und Keyboard. Als „Geheimtipp“ vor den übrigen Lokalen gehandelt, erweisen sich „La Rolls“ im „Rezeptfrei“ als eine der interessantesten Entdeckungen des Abends. Um Mitternacht erreicht die Stimmung im „Podium“ ihren Höhepunkt. Die MCs vom Kingston Guerilla Soundsystem heizen den Besuchermassen kräftig ein. „Wer ist heute aus Schwäbisch Gmünd hier?“, fragen die DJs durchs Mikro. „Wir!“, schreit ihnen eine Gruppe Mädels entgegen. „Wer geht da aufs Hans-Baldung-Gymnasium?“, lautet die nächste Frage. Erstaunt antworten die Mädchen wieder: „Wir!“. „Gut, und wer von da hat seine Schülermonatskarte hier verloren? Der kann sie sich hier bei uns abholen“.

  • Veröffentlichung:
    30.03.2009
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    Lokales, “Schwäbische Post”
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    by Heiko Buczinski

Ehrliche Worte im Zeichen der Hoffnung

Der Weissacher Chor „Chorios“ geht in Abtsgmünd mit „menschen“ auf Sinnsuche

„Mensch, wer bist du? Wo kommst du her? Kennst du deinen Weg?“. Wer hat sich nicht schon einmal auf die Suche gemacht? Auf die Suche nach den eigenen Ursprüngen, dem persönlichen Ich, dem Sinn des Lebens. Und Suchen kann man auf verschiedenste Weise. „Chorios“ tut es in der Kochertalmetropole musikalisch.

Singend und tanzend vermitteln die jungen Akteure von „Chorios“ ihre Botschaft: „Für andere da sein.“

Singend und tanzend vermitteln die jungen Akteure von „Chorios“ ihre Botschaft: „Für andere da sein.“

Da sitzt er nun, der ehrgeizige Geschäftsmann. Im tadellos sitzenden Anzug blickt er wie besessen auf den Bildschirm seines Notebooks. Den beruflichen Aufstieg hat er im Sinn. Wo bleibt sie nur, die erlösende E-Mail seines Chefs? Jahrelang hat er auf die neue Stelle hingearbeitet, hat Familie und Freunde vernachlässigt, viele Nächte durchgearbeitet, gänzlich auf Freizeit verzichtet. „Von nichts kommt nichts“, sagt er zu seinem Kollegen.
Dann endlich das erlösende „Pling“ seiner Mailbox. Eine neue Nachricht. In fast schon zermürbender Sachlichkeit teilt ihm der Chef mit, dass die Stelle an einen anderen vergeben wurde. Stille. An den Gesichtszügen des Angestellten lässt sich sein innerlicher Verfall ablesen. Am Boden zerstört sucht er Trost bei Bekannten, telefoniert sich durch seine Handy-Kontakte. „Was, du hast eine Freundin?“, fragt er den Kumpel aus alten Zeiten. Langsam realisiert er es: Die Welt hat sich weitergedreht, während er stehen blieb. Gefangen in den Scheuklappen seines persönlichen Erfolgs.
„Wer bestimmt eigentlich was wann passiert?“, fragt eine tiefe, dunkle Stimme aus dem Off. „Haben wir einen freien Willen?“. Mit Szenen wie dieser beschreibt „Chorios“ Menschen auf der Suche. Es geht um Glauben, Gefühle, Völkerverständigung – so vielschichtig wie die Menschen selbst. „Menschen sind Suchende“, heißt es da und „solange wir suchen, haben wir Hoffnung etwas zu finden“. Musik. Der Chor stimmt den passenden Titel dazu an: „Hoffnung“.
Als „multimediales Musical“ wurde „menschen“ angekündigt. Multimedial bedeutet bei der Aufführung in Abtsgmünd neben Band, Schauspielern und Chor auf der Bühne eine inszeniert genutzte Leinwand mit Video- und Bildsequenzen. Spätestens ab der Mitte des Stücks ist allerdings ein weiteres Medium allgegenwärtig: Jesus – das Medium Gottes. Der Chor singt, bewegt sich wippend zu den Tönen.
Nach und nach machen sich die Akteure der gespielten Ausschnitte mal mehr, mal weniger glaubwürdig auf ihren Weg zu Gott, zum Glauben. Was in manchen Momenten übers Knie gebrochen wirkt, hat einen tieferen Sinn: positive Spiritualität. Ein Nachdenken soll einsetzen. „Wagt ehrliche Worte und vergebt einander“. „Chorios“ bietet Lösungsansätze, um schwierige Situationen im Leben zu meistern. „Für andere da sein“, lautet das Motto. Musikalisch bewegt sich „Chorios“ im poppig-rockigen Bereich. Balladen verleihen der Aufführung Gefühl. Neben einer erstklassigen Band sind es vor allem die Singstimmen, die überzeugen, während die Choreografie zu statisch wirkt.
Die Kulturstiftung startet mit den beiden Abtsgmünder Kirchengemeinden und der Hilfe von „Chorios“ nachdenklich ins Kulturjahr 2009.

  • Veröffentlichung:
    19.01.2009
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    Lokales, “Schwäbische Post”
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    by Heiko Buczinski

Samba im Rollstuhl

Proben für den Auftritt: Rollstuhltanzkurs des Körperbehindertenvereins Ostwürttemberg

„Fünf, sechs, sieben acht – und alle wieder in Samba-Endstellung“, ruft Tanzlehrerin Sylvia Scheerer. Florian folgt den Anweisungen aufmerksam, bewegt sich gefühlvoll entsprechend der vorgemachten Tanzschritte. „Links, rechts, Schub, Zug“. Seit seiner Geburt sitzt der 17-Jährige im Rollstuhl. Dass er wie andere Jungen seines Alters einen Tanzkurs machen will, war für ihn selbstverständlich.

Viel Spaß bei den Proben in Unterkochen für den großen Auftritt: Die Teilnehmer des Rollstuhltanzkurses des Körperbehindertenvereins Ostwürttemberg.

Viel Spaß bei den Proben in Unterkochen für den großen Auftritt: Die Teilnehmer des Rollstuhltanzkurses des Körperbehindertenvereins Ostwürttemberg.

Florian ist voller Elan bei der Sache: Die Hände am Greifrad, den Blick auf Tanzpartnerin Lea gerichtet, die ihm aus der eigenen Tanzbewegung heraus mit dem Zeigefinger die Richtung der nächsten Samba-Drehung weist – ein kleiner Impuls, dem Florian gerne folgt. „Fußgängerin“ Lea hat den Samba-Rhythmus schon verinnerlicht, tänzelt geschmeidig zur Musik über den gräulichen Kunststoffboden. Auch Florian verlagert seinen Körperschwerpunkt, versetzt seinen Rolli gekonnt in eine Linksdrehung. Elegant sieht das aus. Viel Gefühl schwingt bei beiden mit.
Heute wird geprobt. Bald haben Fußgänger und Rollis einen Auftritt bei der Prunksitzung der Oberkochener „Schlaggawäscher“. Samba und Puscheltanz – ein Höhepunkt für die Tanzschüler, die ihr Lampenfieber nur schwer verbergen können.
Für den Samba hat Sylvia Scheerer einen schnellen Musiktitel ausgewählt. „Crazy“ von Lumidee feat. Pitbull scheppert aus den kleinen Plastikboxen, die Scheerer samt Mini-Anlage auf der Turnbank an der Wand der Gymnastikhalle aufgestellt hat. „Lächeln nicht vergessen“, mahnt sie ihre Schüler. „Das macht Spaß!“. Ein breites Grinsen zieht über die Gesichter der Tänzer.
Scheerer ist ausgebildete Tanzlehrerin, hat eine Zusatzqualifikation für Rollstuhltanz gemacht. Für den Tanzkurs des Körperbehindertenvereins Ostwürttemberg reist sie eigens aus Ludwigsburg an. Florian, Lena, Timo und Jasmin sind die vier Rollstuhltänzer, die am geplanten Auftritt teilnehmen. Die anderen – Freunde und Verwandte – sind Fußgänger. „Viele können sich selbst gar nicht bewegen“, erklärt Bettina Ortwein vom Körperbehindertenverein. „Deshalb gibt es in der Gruppe auch einige Schieber“.
Seit eineinhalb Jahren ist die Gruppe nun aktiv. „Wir freuen uns aber immer über neue Tänzer“, ergänzt Scheerer. „Lena hat heute einen Platten“, stellt einer der Tänzer plötzlich fest. Die Augen aller richten sich auf den Pneu. Tatsächlich hängt der linke Reifen etwas tief, fehlt ihm etwas Luft.
„Bist du wieder einen zu heißen Reifen gefahren?“, fragt Scheerer verschmitzt. Auf Lenas leises „Ja“ folgt herzhaftes Lachen. Die Räder von Jasmins Rollstuhl zieren zwei Blenden mit dem Aufdruck ihres Lieblingsfußballvereins. Rot-weiß-blau prangt dort das Logo des FC Bayern München.
Scheerer lässt ihren Tänzern kreativen Spielraum. „Man kann beim Samba alles machen. Auch nur mit den Armen“, sagt sie und bewegt ihre Gliedmaßen anschaulich zur Musik. „Man kann auch so Röckchen anziehen“, schiebt eine der Teilnehmerinnen grinsend hinterher. Wieder wird herzhaft gelacht. „Haltung annehmen!“, ruft Timos Papa Florian zu. „Du warst noch nicht beim Bund – das merkt man“, sagt er im Spaß.
Der Blick von Florians Mama wird etwas ernster. „Das ist so eine Sache“, sagt sie. „Florian hat eine Einladung zur Musterung bekommen“. Kopfschütteln bei den Älteren. Aber dann wird schließlich doch weiter getanzt.
Die Orientierung im Raum ist beim Tanzen wichtig. „Immer nach oben sehen“, mahnt Scheerer. Florian folgt der Anweisung unter den kontrollierenden Blicken von Tanzpartnerin Lea. „Sonst fallt ihr alle von der Bühne“.
Mit wild wedelnden Puscheln posieren die Tänzer für die Probe der Schlussszene ihres Auftritts bei den „Schlaggawäschern“ – bereit für den Applaus des närrischen Publikums. „Das war…“, ruft Scheerer und wartet auf die Antwort ihrer Tänzer. Die folgt nur einen Augenblick später: „…spitze!“

  • Veröffentlichung:
    17.01.2009
  • Medium:
    Lokales, “Schwäbische Post”
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    by Heiko Buczinski