Immer mit Vollgas

Andreas Rebers ist „ziemlich dicht“ am Ball

„Draufkloppen auf alles, was sich bewegt. Und dann mal kucken, was übrig bleibt“, so beschreibt Andreas Rebers sein Programm. „Ziemlich dicht“ heißt es. Ziemlich voll war es beim „Stiftsbund“-Abend in Ellwangen. Rebers punktete mit intelligenter Ironie und einer prickelnden Prise Realsatire.

Andreas Rebers.

Treffsicher im Stiftsbund in Ellwangen: Andreas Rebers.

Er ist der Gewinner des Deutschen Kleinkunstpreises 2007, Kategorie Kabarett. Ein Spezialist für gnadenlose Komik. Andreas Rebers ist Autor, Komponist, Musiker, Kabarettist – ein Tausendsassa. Entsprechend weit das Feld, das er beackert. „Toll, dass ich da bin“, beginnt er, ein Akkordeon um die Schulter. Nichts ist vor ihm sicher, keiner schnell genug versteckt. „Soziale Anerkennung ist wichtig für mich“, rechtfertigt er die Anmache.
Dann legt er los. Immer mit Vollgas, immer unter Strom wettert er gegen alles, das ihn stört. Feindbilder hat er dabei schnell ausgemacht. Nummer 1: die Beamten. „Ist das eigentlich hier schon Hessen?“. Nummer 2: die Frauen. Die Potenzierung des Ganzen ergibt Nummer 3: verbeamtete Frauen. Wen er damit genau meint, zeigt er schnell ganz unverblümt: Lehrerinnen. Die „feminisierte Heulsusenpädagogik“ sei das eigentliche Problem in Deutschland, die Hauptschule „das Juwel der deutschen Bildung“. Ironie!
Selbstverständlich. Die hat es ihm schließlich besonders angetan. Er trete gerne im Stau auf, sagt er. „Am liebsten auf dem Irschenberg“. Dort könne er die Leute abholen, wo sie sind – und sie könnten nicht weg. Ständig fordert er sein Publikum heraus, bindet es aktiv ein in seine Reise durch Klischees und Vorurteile, verarbeitet alles von Politik bis Volksmusik. Auch Menschen mit Migrationshintergrund werden thematisiert. Menschen wie Adolf Hitler. Oder die unter der Riesenrutsche grillenden Türken, die zuvor die Hallenbaddusche zum Schlachten ihres Grillzeugs zweckentfremdet haben. Rebers verpackt seine Gesellschaftskritik in ein buntes Tuch aus tief, teilweise fast zu tief gehender Komik, aus Witz und Tollerei.
Zungen- und tastenakrobatisch widmet er sich am Flügel einem verliebten, lispelnden Paar: „In der Liebe, Liebe, Lieeeebe – da weiß die Zunge wo sie hingehört…“. Zwischendurch analysiert er das bis dato Vollbrachte selbstkritisch, zerpflückt seine Show in ihre Einzelteile. „Idealisten sind die, die wenig können und viel wollen“. Das sitzt. „Normal mit mir ist schwer“, gesteht er – und präsentiert sich sogleich mit einem T-Shirt, auf dessen Brust das Konterfei von Osama bin Laden prangt. Aufschrift darunter: „Cat Stevens“. „Im Laufe des Lebens nimmt die Vergangenheit quantitativ zu“, hat der Kabarettist erkannt. Da ist der Schritt zum finalen Gag konsequent. Den Tod sieht Rebers als ultimative Pointe. „Schade nur, dass man selbst nicht mehr darüber lachen kann“.

  • Veröffentlichung:
    30.09.2008
  • Medium:
    Kulturseite, “Schwäbische Post” + “Gmünder Tagespost”
  • Copyright
    by Heiko Buczinski